Warum Coaching bei Dauerstress den Blich verändert – Ein Erfahrungsbericht

Diese Geschichte handelt von mir, einer Frau, die lange dachte, alles im Griff zu haben.
Zumindest nach außen wirkte es so. Doch mein Körper hatte längst angefangen, sich zu wehren.

3:07 Uhr. Wieder hellwach.
Der Raum war still, aber in meinem Kopf tobte das Gedankenkarussell:
Listen. Termine. Sorgen. Noch bevor der Tag begonnen hatte, war ich wieder mittendrin – im Stress.
An Schlaf war nicht zu denken. Und das nicht nur ein paar Tage, sondern über Wochen und Monate hinweg.

Ich redete mir ein: „Wird schon wieder.“ Aber es wurde nicht besser.
Nach und nach kamen Symptome dazu: Gereiztheit. Konzentrationsprobleme. Herzklopfen ohne ersichtlichen Grund.

„Ich war im Funktionamodus. Habe gearbeitet, organisiert und Erwartungen erfüllt und dabei völlig ignoriert, was mein Körper mir längst zu sagen wollte. Selbst wohlmeinende Hinweise wie ‚Mach doch mal Pause‘ prallten an mir ab.“

Und dann kamen die Befunde

Es war nicht einfach „ein bisschen viel gerade“. Es war ein Warnsignal auf Zellebene.
Herzrhythmusstörungen. Entzündungswerte. Eine beginnende Funktionsstörung der Nebennieren.

Ich hatte die Alarmsignale so lange ignoriert, bis nichts mehr ging.

Doch wie findet man zurück, wenn man gar nicht mehr weiß, wie sich Entspannung überhaupt anfühlt?

Nächtliches Aufwachen durch Dauerstress – was Cortisol damit zu tun hat

Nächtliches Aufwachen um 3 Uhr ist kein Zufall.
Aus meiner heutigen Perspektive als Coach für Stressregulation weiß ich: Das ist ein klares Zeichen für einen chronisch erhöhten Cortisolspiegel.

Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin unsere wichtigsten Stresshormone, sind lebensnotwendig, weil sie Energie mobilisieren und Fokus steigern. Wenn sie jedoch dauerhaft aktiv bleiben, kippt der Mechanismus ins Krankhafte.

Cortisol steigt besonders in den frühen Morgenstunden, meist zwischen 2 und 4 Uhr. Der Schlaf wird unterbrochen, der Körper wacht auf obwohl er Ruhe bräuchte.

Zusätzlich wirkt Cortisol auf Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse und belastet die Organe massiv, wenn der Spiegel dauerhaft erhöht ist.

Adrenalin & Noradrenalin erhöhen Puls, Blutdruck, Muskelspannung. Wenn das System nicht zur Ruhe kommt, leiden vor allem Herz-Kreislauf-System, oft gefolgt von der  Nebennieren.

Der Wendepunkt: Selfcare Retreat & Coaching bei Dauerstress

Über eine Empfehlung kam ich in Kontakt mit Michaela, einer Coachin, spezialisiert auf Stressregulation und mentale Selbstführung, im 1:1 Coaching oder im Selfcare-Retreat auf Madeira.

Zunächst hoffte ich, ein paar schnelle Techniken zu lernen, um wieder zu „funktionieren“.
Doch schon das erste Gespräch war anders. Es war ehrlich, Konfrontierend und zugleich wohltuend klar.

Mir wurde bewusst: „Hier geht es nicht um Tipps sondern darum, zu verstehen, warum ich überhaupt so lange gegen mich selbst gelebt hatte.“

Zum ersten Mal stand nicht die Symptome im Mittelpunkt, sondern die Ursachen:
Wie ich arbeite. Wie ich denke. Wie ich mit mir selbst umgehe.
Und genau dort begann meine eigentliche Veränderung.

Stress verstehen mit der Stressampel – Grundlage im Coaching bei Dauerstress

Im Coaching lernte ich die Stressampel von Prof. Dr. Gert Kaluza kennen.
Ein einfaches, aber kraftvolles Modell mit drei Ebenen. Auf jeder kann man ansetzen:

Stressoren – Was mich stresst

Für mich waren es nicht Meetings oder E-Mails die mich gestresst haben, sondern:
ständige ErreichbarkeitVerantwortung für allefehlende Abgrenzungkein Raum für Pause.

Ich verstand:
Es gibt nicht den Stress. Jeder hat seine individuellen Reizfaktoren und viele davon hatte ich selbst unbewusst zugelassen.

Stressverstärker – Wie ich darüber denke

Hier wurde es persönlich.

„Ich darf keine Schwäche zeigen.“
„Ich muss immer verfügbar sein.“
„Ich darf niemanden enttäuschen.“

Michaela half mir, diese inneren Antreiber und Glaubenssätze zu erkennen. Auch fehlende Rollenklarheit, Kontrollverlust und ständiger Vergleich mit anderen verstärkten meinen Stress.  

Stressreaktion – Was mein Körper tut

Früher überhörte ich alles:
Kopfschmerzen, flacher Atem, Kloß im Hals, Muskelschmerzen, für mich war das  „normal“.
Heute weiß ich:
Mein Körper hat permanent Alarm geschlagen. 

Mentale Stressbewältigung: Warum der Kopf der Schlüssel ist

Ein weiterer Aha-Moment kam mit dem transnationalen Stressmodell nach Richard Lazarus.

„Nicht die Situation an sich ist das Problem, sondern meine Bewertung dieser Situation.“

Primäre Bewertung

Ist das hier gefährlich, bedrohlich, überfordernd oder neutral?

Beispiel: Zwei Personen bekommen eine neue Projektleitung übertragen.
Die eine denkt: „Spannende Herausforderung!“
Die andere: „Ich schaffe das nie, das ist zu viel!“

Schon hier entscheidet sich, ob Stress entsteht oder nicht.

Sekundäre Bewertung

Habe ich die Ressourcen, um damit umzugehen? Oder fühle ich mich ausgeliefert?

Ich bewertete fast jede neue Aufgabe automatisch als Überforderung und traute mir gleichzeitig nicht zu, sie gut zu sie gut zu bewältigen.
Heute erkenne ich: Es war nie die Aufgabe selbst, sondern meine innere Haltung.

Was sich durch Coaching & Selbstführung verändert hat 

Ich bekam das Gefühl zurück, nicht mehr ausgeliefert zu sein.
Zwar fühlte sich nicht alles sofort leicht an, doch ich konnte reflektieren, statt automatisch zu reagieren.

Früher:
„Das ist zu viel – ich kann das nicht – ich muss da jetzt durch.“

Heute:
„Was genau stresst mich wirklich? Ist das real oder ein alter Glaubenssatz? Und was wäre eine entlastende Sichtweise“

Diese innere Pause war wie ein kleiner, aber kraftvoller Hebel.

Individuelle Strategien gegen Dauerstress: Was mir wirklich geholfen hat

Im Coaching wurde mir klar:
Es geht nicht darum, „die richtige Methode“ zu finden, sondern meine Methode.
Was bei anderen funktioniert, kann bei mir das Gegenteil bewirken.

Michaela hat mich nicht mit Tools überhäuft, sondern mit Fragen begleitet. So entstand mein persönliche Strategie.

Atempausen – mein Mikro-Reset im Alltag

Ich begann morgens mit 3 Minuten bewussten Atmen: Augen zu, 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus.

Das beruhigt nachweislich das autonome Nervensystem und aktiviert den Parasympathikus. 

Digitale Erreichbarkeit begrenzen – mein Nein zur Dauerverfügbarkeit

Früher war ich rund um die Uhr erreichbar aus Angst, etwas zu verpassen. Heute bleibt das Handy ab 19 Uhr aus.

Offline-Zeiten sind kein Luxus, sondern Schutz.

Gedanken auslagern – Schreiben statt Grübeln

Wenn mein Kopf zu voll ist, schreibe ich alles auf. Dieses „Kopf-leer-Schreiben“ schafft Abstand und Ordnung.  meinen Kopf leer.

Bewegung – ohne Leitungsdruck

Früher war Sport Pflicht, heute ist Bewegung eine Wohltat. Ein 20-minütiger Spaziergang kann mehr bewirken als eine Stunde Fitnessstudio wenn er freiwillig ist.

Rückfälle erkennen – ohne mich zu verurteilen

Vielleicht der wichtigste Punkt für mich:
Ich lerne nicht, nie wieder gestresst zu sein. Ich lerne, es früh zu bemerken. Selbstmitgefühl ist mein stärkster Schutzfaktor geworden

Was sich dadurch verändert hat

Ich bin nicht stressfrei und will es auch gar nicht sein.

Aber ich kenne mich besser, kann früher gegensteuern und habe neue Standards für meine Selbstfürsorge entwickelt.

Früher war ich für alle da, außer für mich. Heute ist es umgekehrt: Ich bin zuerst bei mir und daraus entsteht Kraft für andere. 

Das ist kein Egoismus, sondern Selbstverantwortung.

Pausen sind heute Termine.
Nein sagen ist keine Schwäche.
Schlaf ist nicht verhandelbar.

Natürlich falle ich manchmal in alte Muster zurück. Doch statt mich zu verurteilen, sehe ich das als Hinweis, als Gelegenheit, tiefer hinzuschauen.

Ich spüre meine Bedürfnisse, nehme Grenzen ernst und handle, bevor sie überschritten werden. 

Fazit: Warum der Weg aus dem Dauerstress individuell ist 

Stress ist keine Schwäche, sondern ein Signal

Früher hielt ich ihn für normal, heute weiß ich, er ist ein Auftrag, genauer hinzuschauen.

  • Der Körper lügt nicht.
  • Gedanken erzeugen Stress, nicht nur Termine. Die innere Bewertung ist oft der eigentliche Auslöser.
  • Es gibt keinen Standartweg, aber sehr wohl deinen eigenen.

An alle, die nachts wach liegen und denken „Ich kann nicht mehr“:

Es gibt einen Weg zurück.
Er beginnt nicht mit noch mehr To-do-Listen, sondern mit einer Entscheidung:

Sich selbst endlich ernst zu nehmen.